Ich weiss nicht, wie lange es dauerte, eine halbe Sekunde, eine Sekunde. Aber es erschreckte mich zu Tode. Als ich wieder zurückkam , war die Welt verändert,...ich kann dir einfach nicht erklären, wie die Welt war.
Alles war so deutlich, so gleichzeitig. Das Gras, die Bewegungen im Gras, alles sah ich, es hatte eine so unbegreifliche Tiefe, es leuchtete, die Bäume, der Wind, das Feld, es war so deutlich, alles leuchtete. Es war, als wären alle Sinne geschärft und als wüsste ich endlich, wie die Wirklichkeit war, wie sie klang,wie sie duftete.
Es gab hellgrüne Knospen an den Birken, und ich war in dem Duft, dem Birkenlaubduft, eingeschlossen. Der Huflattich im Graben klingelte, er hatte Glocken und klingelte für mich. Der Himmel - ich warf einen kurzen Blick in den Himmel, senkte aber sofort wieder den Blick, weil mir klar war, dass ich in der Bläue verschwinden konnte. So blau war er.
Aber das Sonderbare, was am schwersten zu erklären ist:
Alles war in Bewegung. Und zwar im Einklang. Es gab keine Vorstellung von Zeit."
Am frühen Morgen des 01.Mai jährt sich zum 4.Mal der Todestag meiner Mutter.
Ich begleitete sie in der Walpurgisnacht in ihren letzten Stunden, bis sie die Schwelle überschreiten konnte. Selbst für mich als gelernte Krankenschwester, waren es ,wenn auch beeindruckend schöne, doch vor allem schwere und markierende Stunden. Sie haben mein ganzes Leben verändert, weil sie mich verändert haben.
Ich erinnere mich, am Morgen gedacht zu haben: entweder ich werde verrückt oder gläubig....um all das verarbeiten zu können, was ich erlebte, in dieser Nacht allein mit ihr, der letzten mit ihr.
Dieser Auszug aus einem Buch von M. Fredricksson gibt für mich am Besten wieder, was sich am Morgen in mir abspielte.
Anfang der 70iger |